Redebeitrag Solidarnast

Liebe Schwestern,

mein Name ist Lizaveta Merliak, ich bin Gewerkschafterin aus Belarus. Im April letzten Jahres musste ich mit meinen zwei kleinen Kindern von zu Hause fliehen, um einer Verhaftung und Inhaftierung in meinem Heimatland zu entgehen. Hier in Bremen haben wir eine neue Heimat gefunden, und dafür sind wir Euch Bremerinnen und Bremern und der Stadt sehr dankbar.

Heute leiden 155 Frauen als politische Gefangene in belarusischen Gefängnissen. Unter ihnen sind auch meine Genossinnen: Iryna But-Husaim, Hanna Ablab, Yanina Malash und Zinaida Mikhniuk. Sie können ihre Porträts heute hier bei uns sehen.

Sie haben wegen ihrer Aktivitäten ihre Freiheit verloren. Wie viele belarussische Frauen haben sie sich gegen Ungerechtigkeit und Diktatur aufgelehnt. Viele Frauen marschierten bei den Wahlen und den Protesten gegen den Wahlbetrug in der ersten Reihe in unserem Kampf gegen den Diktator, im Kampf für unsere Freiheit. Dabei geht es um mehr als um freie Wahlen, es geht auch um eine Befreiung von autoritären Strukturen, um eine Befreiung von einer repressiven Männlichkeit, die Teil von Lukaschenkos Ideologie und Machtbasis ist. Es geht um Gleichberechtigung, Respekt und Selbstbestimmung.

Unsere Zukunft, die Zukunft von Belarus, die Chance uns von Lukaschenko und Putin zu befreien, hängt heute auch für Belarus vom Krieg gegen die Ukraine ab. Lukaschenko vertritt nicht das belarusische Volk, wenn er sich auf die Seite Putins stellt. Unsere Menschen unterstützen nicht den russischen Krieg gegen die Ukraine. Unmittelbar nach dem russischen Überfall haben die demokratischen Gewerkschaften in Belarus das Ende des Krieges und den Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine und Belarus gefordert. Dies führte zu einer Vervielfachung der Repressionen und zur Verhaftung von über 20 unserer Kolleginnen und Kollegen der Für Ihren Protest wurden sie zu Haftstrafen zwischen 2 und 11 Jahren verurteilt. Unsere Solidarität, die weltweite Unterstützung hilft Ihnen in dieser schweren Zeit, in der das Regime sie in den Gefängnissen wegsperrt und nichts mehr wünscht, als dass die Welt sie vergisst. Die Solidarität mit ihnen ist eine Solidarität mit Belarus mit den Menschen in meiner Heimat, die gegen die Diktatur kämpfen

Die Befreiung von der Diktatur bedeutet noch nicht die Befreiung der Frauen, aber unsere Freiheit ist unmöglich, solange der Diktator herrscht. Freiheit für alle politischen Gefangenen. Freiheit für die Aktivistinnen!

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