Redebeitrag Frauenrat Sêvê

Lasst uns die Zeit der Freiheit gemeinsam erschaffen

Wir begehen den 8. März in der Überzeugung, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Frauenbefreiung sein wird. Mit dieser Überzeugung und großer Liebe gedenken wir unserer Freundinnen Sara, Rojbîn, Ronahî, Evîn, Bişeng und aller Gefallenen im Kampf für Freiheit. Im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts ist sehr deutlich geworden, dass die kapitalistische Moderne angesichts der erwachten und bewussten Frauen kaum eine Überlebenschance hat. Der Widerstand von Frauen ist Welle um Welle gewachsen und hat der ganzen Welt heute den Weg zu einem freien Leben geebnet. Eine ausschlaggebende und inspirierende Rolle in diesem Kampf spielt die dynamische Kraft kurdischer Frauen. Ihre gesellschaftliche, politische und militärische Stärke haben sie der ganzen Welt gezeigt. Sie wurde vor allem mit der Frauenrevolution in Rojava sichtbar und steht für den Kampf gegen Femizid und Genozid. Diese Hoffnung zu vergrößern, ist das gemeinsame Ziel von Frauenbewegungen auf der ganzen Welt.

Das kapitalistische Männermonopol und das Nationalstaatsmodell haben sich als Sackgasse erwiesen und verursachen Chaos und Massaker. Faschistische Kräfte erheben sich wieder, und es liegt an uns, dieser Bedrohung entschieden entgegenzutreten. In jüngerer Zeit sind diskriminierende und bedrohliche Praktiken gegenüber der kurdischen Gemeinschaft in Bremen aufgetreten. Durch den Aufstieg patriarchaler, faschistischer Gruppen, aber auch durch staatliche Unterdrückung und Repressionen steigt das Risiko von Femiziden, patriarchaler und sexualisierter Gewalt. Diese Herausforderungen sind jedoch nicht isoliert zu betrachten. Organisierte fremden- und frauenfeindliche Treffen und rassistische Angriffe machen deutlich, dass wir als Gesellschaft weiterhin gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit kämpfen müssen. Wir müssen eine gemeinsame Bewegung gegen jeglichen Faschismus initiieren und uns bewusst machen, dass dies nicht nur die AfD betrifft, sondern alle Formen von Faschismus.

Es gibt keine Befreiung des Lebens und keine Befreiung der Frau, solange patriarchale und reaktionäre Kräfte sowie Staaten auf Kosten unterdrückter Völker und Zivilist*innen ihre Kriege weiterführen und das Leid, Hunger, Vertreibung und Traumata in der Gesellschaft vergrößern. Als Frauen, die für Frieden und Befreiung kämpfen, stehen wir an der Seite der Völker, die unterdrückt werden und Widerstand leisten, und an der Seite der Frauen, die unter diesen Kriegen und der patriarchalen Gewalt am meisten leiden. Ob in Kurdistan oder in Palästina – der Ausweg aus der Krise muss mit der Befreiung aller Unterdrückten und mit der Befreiung der Frau einhergehen. Das gilt genauso für die aktuellen Konflikte und Krisen wie z.B. im Iran, im Sudan oder in Afghanistan.

Es ist von grundlegender strategischer Bedeutung, dass wir das Patriarchat und Rassismus gemeinsam bekämpfen. Die Kriege der patriarchalen kapitalistischen Moderne treffen Frauen am härtesten, und wir müssen uns organisieren, um Freiheit und Lösungen zu erreichen. Deshalb müssen wir uns von lokaler Ebene ausgehend universell auf Grundlage der ideologischen und politischen Prinzipien der Frauenbefreiung organisieren. Wir müssen praktisch werden und gemeinsame Institutionen aufbauen. Neben der Sensibilisierung für die Frage der Frauenbefreiung ist es notwendig, Lösungen zu diskutieren und gemeinsam Anwendungsbereiche zu entwickeln.

Wir rufen alle Frauen auf, den 8. März zum Höhepunkt des Freiheitskampfes gegen Sexismus, Faschismus, Nationalismus, religiösen Fanatismus und reaktionäres Denken zu machen. Lasst uns überall jeden Moment mit Freiheitsbewusstsein und Aktionen verschönern, um das patriarchale System als Quelle aller Hässlichkeit zu überwinden und ein freies Leben aufzubauen. Lasst uns die Zeit der Freiheit gemeinsam erschaffen, und vergessen wir dabei nicht, dass der Faschismus verlieren und die Frauen und alle unterdrückte Geschlechter gewinnen werden!

Jin Jiyan Azadi

Frauenrat Sêvê

 


Let’s create the era of freedom together

We celebrate 8 March with the conviction that the 21st century will be the century of women’s liberation. With this conviction and great love, we commemorate our friends Sara, Rojbîn, Ronahî, Evîn, Bişeng and all those who have fallen in the struggle for freedom. In the first quarter of the 21st century, it has become very clear that capitalist modernity has little chance of survival in the face of awakened and conscious women. Women’s resistance has grown wave after wave and has paved the way for the whole world to live freely today. The dynamic power of Kurdish women has played a decisive and inspiring role in this struggle. They have shown their social, political and military strength to the whole world. It became particularly visible with the women’s revolution in Rojava and stands for the fight against femicide and genocide. Increasing this hope is the common goal of women’s movements around the world.

The capitalist male monopoly and the nation state model have proven to be a dead end and are causing chaos and massacres. Fascist forces are rising again and it is up to us to confront this threat decisively. Recently, discriminatory and threatening practices have emerged against the Kurdish community in Bremen. The rise of patriarchal, fascist groups, as well as state oppression and repression, increases the risk of femicide, patriarchal and sexualised violence. However, these challenges should not be viewed in isolation. Organised xenophobic and misogynistic meetings and racist attacks make it clear that we as a society must continue to fight against racism and xenophobia. We must initiate a united movement against all forms of fascism and realise that this does not only concern the AfD, but all forms of fascism.

There is no liberation of life and no liberation of women as long as patriarchal and reactionary forces and states continue their wars at the expense of oppressed peoples and civilians, increasing suffering, hunger, displacement and trauma in society. As women fighting for peace and liberation, we stand with the oppressed and resisting peoples and with the women who suffer the most from these wars and patriarchal violence. Whether in Kurdistan or in Palestine – the way out of the crisis must go hand in hand with the liberation of all the oppressed and with the liberation of women. This also applies to current conflicts and crises such as those in Iran, Sudan and Afghanistan.

It is of fundamental strategic importance that we fight patriarchy and racism together. The wars of patriarchal capitalist modernity hit women the hardest, and we must organise to achieve freedom and solutions. Therefore, we must organise universally from the local level based on the ideological and political principles of women’s liberation. We must become practical and build common institutions. In addition to raising awareness of the issue of women’s liberation, it is necessary to discuss solutions and develop areas of application together.

We call on all women to make 8 March the climax of the struggle for freedom against sexism, fascism, nationalism, religious fanaticism and reactionary thinking. Let us embellish every moment everywhere with freedom consciousness and actions to overcome the patriarchal system as the source of all ugliness and build a free life. Let’s create the time of freedom together, remembering that fascism will lose and women and all oppressed genders will win!

Jin Jiyan Azadi

Women’s Council Sêvê